Fisch´s Projekte-Seite

Project start: February 2024

Last updated: June 2024

Hydroponik Dutch Bucket




Tomaten esse ich super gerne. Besonders kleine Cherry Tomaten haben einen ausgezeichneten Geschmack. Selber welche anzubauen kam bisher für mich nicht in Frage, da ich den Pflanzen nicht genügen Sonnenlicht bieten konnte. Mit dem nach Süden ausgerichteten Balkon konnte ich diesem Wunsch in 2024 endlich nachgehen.

Die Anzucht aus Samen begann etwa mitte Februar in kleinen Filmdosen. Das Substrat ist hier Kokosfasern. Im Standplatz vor dem Balkonfenster waren die ersten Pflanzen bereits nach einer Woche sichtbar. Da ich nicht sicher war, wie hoch die Keimrate sein würde habe ich drei Samen pro Dose eingesetzt. Nachher hatte ich zw&oulm;lf Tomatenpflanzen, von denen ich aus Platzgründen aber nur vier in die Dutch Buckets einsetzen konnte. Den Rest habe ich verschenkt.
Die Sorten sind Sunviva und Yellow Submarine, gelbe Samenfeste Cocktailtomaten mit einer Open Source Lizenz.
Da die Dosen schnell zu klein werden kamen die Pflanzen recht früh in kleine Töpfe und Zylinder aus Karton. Den Karton konnte ich später beim Einpflanzen einfach ablösen. Die Erde wurde durchgehend von unten Nass gehalten. Als die ersten richtigen Blätter zu sehen waren bekamen die Pflanzen erstmalig Nährstoffe beigemischt. Hier habe ich Nova Max Grow benutzt. Sobald sich die Blüten und dann die Früchte bilden kommt auch Nova Max Bloom zum Einsatz. Nova Max Grow nutze ich bisher auch für das NFT System. Somit muss ich erstmal nicht zu viele verschiedene Dünger kaufen.


Zuerst wollte ich den günstigen Weg gehen und Farbeimer zu Dutch Buckets umbauen. Leider fand ich im Baumarkt keine in der perfekten Größe, sodass ich schlussendlich doch die 11L Bato / Dutch Bucket Behälter für 8€ das Stück gekauft habe.
Das Prinzip hierbei ist, das sich unten ca. 5 cm hoch Flüssigkeit anstauen kann. Alles darüber fließt durch den Auslass ab. Durch die U-Form des Auslassstücks wird ein verstopfen durch Substrat oder Wurzeln minimiert.


Die Tomatenpflanzen werden in Kokosfasern angezogen. Im Behälter selbst werden sie aber in Blähton gesetzt.
Blähton hat den Vorteil, dass er sehr gut Sauerstoff an die Wurzeln lässt und mehrmals wiederverwendet werden kann.
Bevor ich die Tonkugeln aber benutzen konnte musste ich sie Waschen. Dazu in einer großen Kiste mit Wasser durchmischt, sodass sich Staub und kleinere Splitter ablösen. Die Kugeln werden dann herausgesiebt. Das war etwas aufwändig, allerdings hätte es später Filter verstopft oder sich am Reservoirboden abgesetzt.


Auch beim Dutch Bucket System habe ich das Podest / Gestell in FreeCAD gezeichnet und aus Palettenholz gebaut. Zwischen Balkontür und Geländer sind an der Hauswand nur etwa 1,3m Platz. Damit die Tomaten nicht zu dicht aneinander Stehen konnte ich maximal vier Pflanzen dort unterbringen.


Da sich oben kein weiterer Balkon als Dach befindet ist es empfehlenswert Tomaten an einer Hauswand vor Regen geschützt zu platzieren.
Durch eine Pumpe wird die Nährstofflösung aus einem Reservoir an die Wurzeln der Pflanze gebracht. Dort läuft es an den Wurzeln in den Eimer herunter. Ist ein Füllstand von etwa 5cm erreicht läuft das überschüssige Wasser auf der Hinterseite ab und zurück in das Reservoir. Als Reservoir nutze ich hier eine 40cm x 60cm Eurobox. Diese lässt sich bis 20cm hoch füllen und hat damit ein Volumen von knapp 50 Litern.


Da die Dutch Buckets schwarz sind würden sie sich in direktem Sonnenlicht stark aufheizen und unnötig viel Wasser verdunsten lassen. Um dem etwas vorzubeugen und auch aus optischen Gründen kommt vorne und links eine Blende davor.



Als Rücklauf dient ein HT Rohr DN 50 mit einem leichten Gefälle.
Am Ende geht dies in ein 32mm Elektroinstallationsrohr über und mit einem 90° Bogen zurück ins Reservoir.


Im Reservoir befinden sich die üblichen Sensoren: Wasserfluss, Wasserstand, Temperatur und EC.


Bei der Pumpe habe ich mich für eine Sicce Syncra Silent 1.0 entschieden mit 950 L/h. Von dort wird das Wasser durch den Flusssensor gepumpt und aus dem Reservoir zu einem Wasserfilter. Mit dem Filter möchte ich verhindern, dass mittelgroße Partikel die dünneren Schläche zu den Pflanzen zusetzen. Ob ein einzelner Schlauch verstopft ist kann im Betrieb nur durch Herausziehen aus dem Topf erkannt werden.
Nach dem Wasserfilter verläft der Schlauch hinter der obersten Blende entlang. Bei jedem Eimer ist ein Abzweigst&uum;ck von 1x 13mm Schlauch auf 1x 13mm und 2x 4mm angebracht. Zwei 4mm Bewässerungsschläuche laufen zu je einem Bucket. Sollte einer doch mal verstopft sein gibt es noch einen zweiten. Bei nur vier Pflanzen wollte ich kein Risiko eingehen.
Am Ende ist ein Kugelhahn angebracht. Damit kann das Reservoir etwas geleert werden, sollte es mal zu schwer sein.
Alle zwei Stunden schaltet sich die Pumpe für 5 Minuten an. Zum Sommer hin werde ich das Interval vermutlich erhöhen. Im Internet lese ich verschiedene Meinungen dazu, wie oft die Pumpe laufen soll oder ob sie überhaupt ausgeschaltet werden muss. Da die Pumpe auf dem Balkon doch hörbar ist, verstärkt durch die Eurokiste als Resonanzkörper, lasse ich sie nicht durchgängig eingeschaltet. Das Schalten passiert durch ein Shelly 1 Mini.


Oberhalb der Pflanzen ist eine Markise angebracht. Hier habe ich einen Winkel aus Holzlatten eingesteckt, an dem selbstgebogene Tomatenhaken hängen. Sollten die Tomaten die 2,5m höhe doch mal erreichen kann ich sie damit etwas ablassen, ohne gleich die Spitze abzukappen. Ein Scan der Biegevorlage gibt es hier: 20240518_Tomatenhaken.PDF


Der Bau von dem Podest hat insgesamt etwas zu lange gedauert, sodass die Pflanzen schon sehr fortgeschritten waren.
Zuerst wurde der Behälter mit Tonkugeln soweit gefüllt, dass die Tomate mit ihrem Kokosfaser-Tonkugel-Wurzelhaufen darauf gestellt werden konnte. Dann aussendrum und obendrüber mehr Tonkugeln.


Damit die Schläuche nicht aus den Eimern herausfallen sind kurze Holzstäbe mit 3D gedruckten halten in die Eimer eingesetzt. Daran ist der Schlauch mittels Rosendraht angebunden und sitzt etwa 1-2cm tief in den Tonkugeln.


Hier ein Foto von Anfang Juni. Da die Pflanzen auf dem Balkon stehen ist es für mich nicht besonders aufwändig die Tomaten auszugeizen und weiter um das Seil herumzudrehen.


Ende Juni: Die Pflanzen wachsen fast beim Zusehen. Die ersten Früchte werden auch schon reif. Zur Erinnerung, Sunviva und Yellow Submarine sind gelbe Cocktailtomaten.
Die linke Yellow Submarine fing an einen Geiztrieb zu entwickeln, der nicht vom Haupttrieb zu unterscheiden war. Ich habe mich entschieden diese Pflanze zweitriebig wachsen zu lassen.


Im August hatten alle Pflanzen ihre maximale Höhe von etwa 2,5m erreicht. Das ablassen der Seile mit den Tomatenhaken klappte leider nicht wie erhofft, da die Stämme sich nach vorne oder zur Wand hin biegen. Nach links über der Tür ist leider auch kein Platz mehr frei. Also den Haupttrieb oben abgeschnitten. Manche der Geiztriebe lasse ich ab jetzt auch wachsen, wenn sie genug Platz haben. Alles andere wird alle paar Tage wie gehabt entfernt. Nicht ganz so gut auf dem Foto zu erkennen ist, dass die rechte Tomate über das Geländer runterwächst. Ich habe sie dort etwas angebunden damit sie den Freiraum auch ausf¨llen darf, allerdings ist das Ausgeizen deutlich schwieriger. Die zweitriebige Pfalnze links ist mittlerweile auch nach oben angebunden.
Seitdem die ersten Tomaten ende Juni reif wurden gehe ich jeden Tag welche zum Frühstück ernten. Aktuell (Mitte August) kommen wir aber mit dem Naschen nicht hinterher und sie landen auch schonmal als ganzes Kilogramm im Salat.
Geplant hatte ich das zeitgesteuerte Wässern alle zwei Stunden für fünf Minuten als Minimum fest im Shelly einprogrammiert zu haben und per Nodered, je nach Außentemperatur, weitere Wässerungen anzustoßen. Zu keinem Zeitpunkt sahen die Blätter jedoch danach aus, als ob ihnen Wasser fehlte.
Die aufgerollten Blätter im unteren Teil sind bereits so seit sie eingepflanzt wurden. Woran das genau lag habe ich nicht herausfinden können. Dem Wachstum und Fruchtproduktion schadet es aber anscheinend in keinster Weise.
Auch hier habe ich aber wieder einmal die benötige Reservoirgröße unterschätzt. Im Schnitt ist der 45L Behälter nach 2-4 Tagen leer. Besser ist es jedoch nicht zu spät nachzufüllen, da der EC Wert von 2000 µS/cm auf 2800 µS/cm und damit die Nährstoffkonzentration bei sinkendem Wasserstand steigt.